Die Grube Guldenhardt, gelegen unterhalb des Herdorfer Ortsteils Dermbach, war eine der ältesten und geologisch wertvollsten Erzgruben der Region. Besonders berühmt war sie für ihren außergewöhnlich reinen Spateisenstein, der überregional geschätzt und sogar ins benachbarte Herzogtum Nassau ausgeführt wurde. Erste schriftliche Hinweise auf die Grube stammen bereits aus dem Jahr 1705, der eigentliche Bergbau reicht jedoch wohl bis ins 17. Jahrhundert zurück. Über mehr als 150 Jahre hinweg entwickelte sich Guldenhardt zu einem bedeutenden Standort des Montanwesens – sowohl in technischer als auch in wirtschaftlicher Hinsicht. Heute sind die Überreste der Grube in das touristische Konzept der Erzstraße des Kreises Altenkirchen eingebunden und weiterhin als montanhistorisches Kulturdenkmal erfahrbar.
1705: Erste urkundliche Erwähnung der Grube Guldenhardt in einer Rechnung.
Bereits vor 1705: Wahrscheinlicher Beginn des Bergbaus durch verschiedene Gewerkschaften wie Alte und Weiße Guldenhardt, Kux und Grenze.
Abbau zunächst über Pingen (einige bis zu 10 m tief) und kleinere Schächte.
Beginn der Aufschließung durch mehrere Stollen, darunter auch der etwa 300 m lange Tiefe Stollen.
Der Tiefe Stollen überschritt bereits die Landesgrenze ins Herzogtum Nassau.
Guldenhardt war bekannt für außerordentlich reinen Spateisenstein, der in Qualität im gesamten Bergrevier unübertroffen war.
Sondergenehmigung zum Erzexport ins Herzogtum Nassau – z. B. an die Wendener Hütte.
1755: Bericht des Bergamtes beklagt die Ausfuhr des hochwertigen Erzes, da es zur Aufwertung minderwertiger Erze auf lokalen Hütten geeignet gewesen wäre.
Vereinbarung mit Kommerzienrat Remy: künftig verbleibt das Erz im lokalen Wirtschaftsraum.
1777/78: Einführung des Firstenbaus auf Guldenhardt – erstes dokumentiertes Beispiel dieser Abbaumethode in der Grafschaft Sayn-Altenkirchen.
Firstenbau = stufenweiser Abbau nach oben → konträr zum bis dahin üblichen Strossenbau.
Hinweise deuten auf noch frühere Anwendung, wie ein Bericht von 1755 zeigt (Erwähnung gefährlicher Einstürze bei der Weißen Guldenhardt).
Ende 18. Jh.: Der Firstenbau setzt sich im gesamten Revier durch.
1831–1845: Abbau von rund 29.800 t Eisenerz und 1.200 t Kupfererz.
1840: Einbau einer Wassersäulenmaschine im Tiefen Stollen – ermöglichte die Entwässerung tieferer Grubenbereiche (z. B. der Gesenke von Kux und Grenze).
Wasserversorgung über eine gemauerte Rösche aus dem Dermbach.
1871: Beginn des Baus eines Maschinenschachts.
1873: Inbetriebnahme der dampfmaschinenbetriebenen Förderung über die 42 m- und 72 m-Sohlen.
Auf der 105 m-Sohle wurden jedoch kaum noch bauwürdige Erze gefunden.
1880: Einstellung des Betriebes.
Die Pingen und Stollenreste sind bis heute im Gelände sichtbar.
Die Grube wurde als montanhistorisches Denkmal in die Erzstraße des Kreises Altenkirchen integriert.
Vor Ort befindet sich ein Informationsschild mit QR-Code, das Besuchern digitale Inhalte zur Geschichte der Grube bietet.
Beginn um 17. Jhd. Ende 1880
erste schriftliche Erwähnung 1705, wahrscheinlich aber schon früherer Beginn
Teufe Schacht 205 m
Gesenkebau ab 1840 mit Wassersäulenmaschine; ab 1873 Tiefbau mit Dampfmaschine
Förderung Spat- und Brauneisenstein, vereinzelt auch Kupfererze
Anmerkungen Spateisenstein von hoher Qualität; führte als erstes Bergwerk im Bezirk 1777/78 den Firstenbau ein
Fenchel, W., Gies, H., Gleichmann, H.-D., Reichenbach, R., u.a. (1985): Sammelwerk Deutsche Eisenerzlagerstätten, Die Sideriterzgänge im Siegerland-Wied-Distrikt, Geologisches Jahrbuch Reihe D Heft 77, Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart
Trojan, C. (2011): Die Wassersäulenmaschine der Grube Guldenhardt, Verlag Books on Demand GmbH, Norderstedt, Videosequenz unter https://www.youtube.com/watch?v=IBtFt-JahTc
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