Skip to content

Bergbau- und Hüttenwesen in Herdorf

Die Grube Friedrich Wilhelm

Die Grube Friedrich Wilhelm war eine der bedeutendsten Erzgruben des Florz-Füsseberger Gangzuges im Raum Herdorf. Ihre Ursprünge reichen bis in die 1820er Jahre zurück. Mit einer Gesamtfördermenge von rund 18 Millionen Tonnen Roherz und einer Schachttiefe von über 1.000 Metern zählt sie zu den produktivsten und technisch fortschrittlichsten Bergwerken des Siegerlandes. Eng verknüpft mit der Entwicklung der umliegenden Grubenfelder, spielte Friedrich Wilhelm eine Schlüsselrolle bei der Bildung des großen Verbundbetriebs Füsseberg–Friedrich Wilhelm. Als Teil des Krupp’schen Grubenbesitzes war sie jahrzehntelang ein Motor der regionalen Montanindustrie – bis zur endgültigen Stilllegung im Jahr 1965.

  • Um 1820: Beginn des Abbaus unterhalb der heutigen Straße nach Daaden, zunächst über Pingen und Tagesschächte.

  • Erste Förderung aus flach gelegenen Gangmitteln; Einbindung benachbarter Felder, insbesondere Kooperation mit dem Grubenfeld Florz, wo zuvor Kupfererze gewonnen worden waren.

  • Um 1855: Beginn des Baus des Florzer Erbstollens zur Entwässerung und Förderung.

  • 1860: Erreichen des Florzer Mittels und früherer Abbauzonen durch Querschlag; Beginn einer produktiven Phase.

  • 1871: Erste Tiefbausohle (51 m) wird über Zufälligglück aufgefahren.

  • 1872: Nach einem Unglück auf der Grube Bindweide wird Friedrich Wilhelm zusammen mit der Grube Füsseberg an Krupp verkauft.

  • 1874: Eigener Tiefbauschacht mit Dampf-Förderanlage und Holzfördergerüst entsteht.

  • Bis 1880: Der Erbstollen ist über 1.000 m lang und reicht bis ins Feld Füsseberg.

  • Ausbau der Tagesanlagen auf zwei Ebenen: Förderschachtanlage und Aufbereitung/Röstanlage am Erbstollenausgang.

  • 1885: Die benachbarte Grube Einigkeit beginnt mit dem Tiefbau durch einen Blindschacht auf dem Erbstollen.

  • 1906: Krupp übernimmt auch Einigkeit, womit die Felder Friedrich Wilhelm – Einigkeit – Füsseberg in einer Hand sind.

  • 1907: Beginn des Baus eines zweiten Schachts mit ellipsenförmigem Querschnitt.

  • Neuer Förderstollen wird angelegt.

  • 1910: 95.000 t Jahresförderung, etwa 400 Beschäftigte – Verdopplung der Produktion innerhalb von 20 Jahren.

  • Ab 1932: Konsolidierung von über 60 Grubenfeldern unter dem Namen „Füsseberg“ zur Kostensenkung.

  • 1934: Erste untertägige Verbindung zwischen Friedrich Wilhelm und Füsseberg (494 m / 486 m-Sohlen).

  • Bau einer großen, zentralen Aufbereitungs- und Röstanlage in Biersdorf.

  • 1937: Beginn des echten Verbundbetriebs. Bis dahin: 3,74 Mio. t Roherz auf Friedrich Wilhelm gefördert; 0,5 Mio. t aus Einigkeit (1851–1906).

  • Nach Verbundbildung: Modernisierung auch der Friedrich-Wilhelm-Förderanlage, da Schacht Füsseberg allein nicht ausreichte.

  • Alte Anlagen im Sottersbachtal werden stillgelegt.

  • 1942: Inbetriebnahme eines 1.600 m langen Förderstollens zur zentralen Anlage Biersdorf.

  • Im Zweiten Weltkrieg: über 1.100 Bergleute beschäftigt, 44.000 t Erz monatlich gefördert.

  • 1953: Übernahme durch Erzbergbau Siegerland AG, weitere technische Verbesserungen folgen.

  • Suche nach neuen Erzvorräten mit staatlicher Förderung.

  • Trotz hoher Investitionen kann der Betrieb mit ausländischen Tagebauen nicht mehr konkurrieren.

  • März 1965: Endgültige Stilllegung der Grube.

  • Betriebsdaten:

    • 1052 m Teufe,

    • 20 Tiefbausohlen,

    • 18 Mio. Tonnen Roherzförderung (Verbundfeld Füsseberg–Friedrich Wilhelm).

Beginn 1820  Ende 1965

Abbau von Kupfererzen sowie Braun- und Spateisenstein bereits im 18. Jahrhundert im Gebiet „Florz“

Teufe   Schacht I  948 m     Schacht II 1.052 m   Blindschacht ab der 620 m-Sohle

Förderung   Spat- und Brauneisenstein, tlw. auch Kupfererze,  Gesamtförderung bis 1937 4,25 Mio Tonnen, spätere Förderung erscheint bei Füsseberg

Anmerkungen  Zusammenlegung mit Füsseberg; Aufnahme des Verbundbetriebes ab 1937, bis zu 1.100 Beschäftige im Verbundbetrieb

Fenchel, W., Gies, H., Gleichmann, H.-D., Reichenbach, R., u.a. (1985)  Sammelwerk Deutsche Eisenerzlagerstätten,  Die Sideriterzgänge im Siegerland-Wied-Distrikt,  Geologisches Jahrbuch Reihe D Heft 77, Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart

Gleichmann H.-D, (1994)  Der Füsseberg,  Verlag Höpner und Göttert, Siegen 

Sie haben Fragen oder möchten uns etwas mitteilen?

Wir freuen uns auf Ihre Anregungen! Rufen Sie uns einfach an (02744 9223-0) oder nutzen Sie bequem unser Kontaktformular – wir sind gerne für Sie da.

Kontaktformular