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Bergbau- und Hüttenwesen in Herdorf

Die Grube Concordia

Die Grube Concordia nördlich von Herdorf-Dermbach, nahe der historischen Kreuzeiche, war über Jahrzehnte hinweg das größte und tiefste Bergwerk der Region. Ihre Geschichte ist geprägt von überregionaler Bedeutung, technischer Innovation und einer Vielzahl an Eigentümer- und Strukturwechseln. Während ihre offizielle Gründung unter dem Namen Concordia erst 1873 erfolgte, reichen die bergbaulichen Wurzeln deutlich weiter zurück – mindestens bis in das 16. oder 17. Jahrhundert. Die Grube durchlief verschiedene Phasen: vom Stollenbetrieb über einen tiefen Blindschacht bis hin zum Anschluss an den Verbundbetrieb Eisenzecher Zug und schließlich zum vollständigen Einstellen des Betriebs 1960. Ihre besondere Lage an der Schnittstelle dreier Bergreviere und ihre Einbindung in das regionale Hüttenwesen machen Concordia zu einem bedeutenden Zeugnis der Siegerländer Montangeschichte.

  • Vermutete Anfänge des Bergbaus im Bereich der späteren Concordia im 16. oder 17. Jahrhundert, basierend auf Flurnamen, Pingen und alten Stollen.

  • 1755: Erste schriftliche Erwähnung der Grube Salz mit Kupfer- und Eisensteinabbau.

  • 1787: Bericht von L.W. Cramer nennt die Grube Salz „alt“ und unter Wasser stehend.

  • Hinweise auf frühmittelalterliche Verhüttungsplätze durch Otto Krasa (1950er), bisher nicht archäologisch untersucht.

  • Alter Grundstollen im Salzwalder Grund wurde als „uralt“ bezeichnet.

  • 1873: Offizielle Gründung der Grube Concordia durch Konsolidierung alter Grubenfelder.

  • 1875: Erste belegte größere Fördermenge: 5.500 t Eisenerz, 120 t Kupfererz.

  • 1882: Beginn des Tiefbaus auf 21 m- und 58 m-Sohlen über Blindschacht.

  • 1900: Versuch mit einer Benzinlokomotive zur Förderung im Stollen – für damalige Verhältnisse eine technische Neuheit.

  • 1903/1904: Blindschacht wird zu Tage durchgebrochen, elektrische Schachtförderanlage eingerichtet.

  • 1904: Bau eines Anschlussgleises zur Kunstertalbahn, Verbindung zur Seelenberger Hütte.

  • 1905: Erweiterung des Abbaufelds durch Erwerb der Gruben Harteborn und Christinenglück.

  • 1907: Übernahme von 75 % der Kuxe durch die Gewerkschaft des Eisenzecher Zuges.

  • 1908: Anschluss an das Stromnetz des Elektrizitätswerks Siegerland.

  • Beginn einer Verbindungsstrecke auf 350-m-Sohle zum Eisenzecher Zug.

  • Concordia wird grubenübergreifend in den Revieren Daaden-Kirchen, Burbach und Siegen betrieben.

  • Um Zuständigkeitsprobleme zu klären, wird Concordia unter alleinige Aufsicht des Bergreviers Siegen gestellt.

  • Anschluss an den Reinhold-Forster-Erbstollen, der auf 7,6 km bis zur 100-m-Sohle Concordias vorgetrieben wird – längster Stollen im Siegerland.

  • 1920er Jahre: Mehrfache Betriebsunterbrechungen aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten.

  • Ab 1924: Aufgabe der Förderung über Schacht Concordia, Verlagerung auf den Kaiserschacht des Eisenzecher Zuges.

  • Abbau bis zur 670-m-Sohle, Gesamtteufe von 882 m nötig wegen hochgelegenen Schachtansatzes.

  • 1953: Ende der Abbauaktivitäten nach einem Brand in der Aufbereitungsanlage des Eisenzecher Zuges.

  • Nach 1953: Kurzzeitige Weiterführung der Förderung über die Grube Pfannenberger Einigkeit.

  • 1960: Einstellung des Betriebs der Abteilung Eisenzecher Zug.

  • 1962: Vollständige Stilllegung des gesamten Verbundbetriebs inklusive Pfannenberg.

Beginn 1840     Ende 1960

früherer Bergbau durch Grube Altes Salz, Anfänge vermutlich schon im 16./17. Jahrhundert

Teufe  Schacht 882 m

Förderung   Spat- und Brauneisenstein, in geringem Umfang auch Kupfer; Förderung ab 1924 vollständig über Eisenzecher Zug

Anmerkungen  bis zu 450 Beschäftigte; Bergwerk wurde 1907 mehrheitlich vom Eisenzecher Zug übernommen, 1912 erste untertägige Verbindung

Fenchel, W., Gies, H., Gleichmann, H.-D., Reichenbach, R., u.a. (1985): Sammelwerk Deutsche Eisenerzlagerstätten,  Die Sideriterzgänge im Siegerland-Wied-Distrikt,  Geologisches Jahrbuch Reihe D Heft 77, Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart

Gleichmann H.-D, (1997)  Stahlberg, Hollertszug und Eisenzeche,  Verlag Höpner und Göttert, Siegen 

Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salinenwesen im preussischen Staate (1852-1920), vd. Jahrg., herausgegeben vom preuss. Ministerium für Handel und Gewerbe, Berlin

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