Die Grube Zufälligglück zählt zu den weniger bekannten, aber wirtschaftlich bedeutenden Bergwerken des Florz-Füsseberger Gangzuges in Herdorf. Mit zeitweise bis zu 75.000 Tonnen jährlicher Erzförderung und fast 300 Beschäftigten gehörte sie neben Friedrich Wilhelm zu den leistungsstärksten Gruben der Region. Anders als viele benachbarte Bergwerke blieb sie unabhängig von der Firma Krupp, was ihr eine besondere Stellung im regionalen Bergbaugeschehen verschaffte. Geologisch durch mächtige Gangvorkommen und schwierige Gesteinsverhältnisse geprägt, war Zufälligglück eine technisch anspruchsvolle Tiefbaugrube, deren Geschichte zugleich ein Spiegelbild der industriellen Entwicklung des Siegerlandes ist.
Um 1825: Entdeckung der bis zu Tage austretenden Erzführung.
Beginn des übertägigen Abbaus, Einrichtung von Stollen und kleineren Tagesschächten.
Ein erster Grubenriss (1828–1860) dokumentiert Aktivitäten südlich des heutigen Gewerbegebiets.
Der Fokus lag zunächst auf oberflächennahem Erzabbau, tiefere Lagerstätten wurden erst später erschlossen.
1863: Beginn des Tiefbaus mit Abteufen eines Maschinenschachts und Inbetriebnahme einer 12 PS starken Dampfmaschine.
Ab 1871: Kooperation mit der benachbarten Grube Friedrich Wilhelm – erste Tiefbausohle von dort aus über Zufälligglück aufgefahren.
Bis 1882: Ausbau auf 6 Tiefbausohlen mit einer Teufe von 216 m.
Aufgrund von geologischen Instabilitäten (Brüche, Risse) wurde ein weiterer Teufenausbau im ursprünglichen Schacht aufgegeben.
1882: Neuer Schacht rund 100 m entfernt, 14 m hoher Förderturm.
Innerhalb von 20 Jahren: Erreichen der Endteufe von 680 m.
1903: Absetzen eines Blindschachts auf der 620-m-Sohle.
1904: Einbau einer elektrischen Förderanlage im Blindschacht.
1907: Anschluss an das öffentliche Stromnetz, bestehende Dampfanlage nur noch als Notreserve genutzt.
1911: Übernahme durch die Westfälischen Eisenwerke AG nach einer Fusion.
Gangvorkommen fielen mit zunehmender Tiefe ins Feld Friedrich Wilhelm ab, wodurch die markscheiderische Grenze den weiteren Abbau begrenzte.
1918: Aufgabe des Abbaus auf der 960-m-Sohle.
1920: Endgültige Betriebseinstellung nach fast 100 Jahren.
Gesamtfördermenge: knapp 2 Millionen Tonnen Roherz.
1921: Übernahme des Grubenfeldes durch die Grube San Fernando, jedoch ohne nennenswerte Fortsetzung des Abbaus.
1934 und 1936: Einsturz beider Schächte – möglicherweise begünstigt durch die rasche Tiefererschließung und mangelnde Erfahrungswerte bei schwierigen Gesteinsverhältnissen.
Beginn um 1825 Ende 1920
Teufe Schacht I 216 m Schacht II 680 m Blindschacht ab der 620 m-Sohle 350 m tiefste Sohle bei 960 m
Förderung Spat- und Brauneisenstein, Gesamtförderung 2,0 Mio Tonnen
Anmerkungen bis zu 300 Beschäftigte; Zusammenbruch beider Schächte 1934 und 1936
Fenchel, W., Gies, H., Gleichmann, H.-D., Reichenbach, R., (1985) Sammelwerk Deutsche Eisenerzlagerstätten, Die Sideriterzgänge im Siegerland-Wied-Distrikt ; Geologisches Jahrbuch Reihe D Heft 77, Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart
Gleichmann H.-D, (1994): Der Füsseberg, Verlag Höpner und Göttert, Siegen
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