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Bergbau- und Hüttenwesen in Herdorf

Die Grube San Fernando

Die Grube Wolf war eines der bedeutendsten Eisenerzbergwerke im Siegerländer Erzrevier und prägte über mehr als ein Jahrhundert die Montangeschichte der Stadt Herdorf. Sie lag am nördlichen Ende des berühmten Florz-Füsseberger Gangzugs, einer der ergiebigsten Erzlagerstätten der Region. Im Laufe ihrer wechselvollen Geschichte durchlief die Grube zahlreiche technische, wirtschaftliche und strukturelle Veränderungen – von den Anfängen im übertägigen Erzabbau im 18. Jahrhundert bis hin zur Integration in großindustrielle Verbundbetriebe im 20. Jahrhundert. Die Grube Wolf steht exemplarisch für die Entwicklung des Siegerländer Bergbaus zwischen Tradition und Industrialisierung, zwischen regionaler Prägung und globalen Herausforderungen.

  • 1855: Der Bergmann Wilhelm Hähner, der in südamerikanischen Bergwerken tätig war, erwirbt die Abbaurechte und benennt das Grubenfeld nach einem früheren Wirkungsort „San Fernando“.

  • 1856: Nach Hähners Tod übernimmt H.D.F. Schneider (später Gründer der Friedrichshütte) die Rechte und kauft angrenzende Felder hinzu.

  • Der Erzabbau beginnt über Tage.

  • Um 1860: Beginn des Tiefen Stollens auf Talsohle zur Erschließung der Gangmittel San Fernando und Ziegenberg.

  • Bis ca. 1880: Ausbau der Stollen auf rund 800 Meter Länge.

  • 1881: Auf der Stollensohle wird der erste Schacht (Blindschacht) abgeteuft.
  • Einrichtung der Dampfkesselanlage unter Tage, später Verlagerung nach draußen; Verbindung über Dampfleitung – jedoch Probleme mit Wärme und Bewetterung.
  • 1906/07: Anschluss an die Friedrichshütte zur Stromversorgung über ein 3 km langes Kabel – Elektrifizierung der gesamten Maschinenanlagen.
  • Der Blindschacht wird zu Tage durchgebrochen, neue Förderanlage am Hang installiert.
  • 1907: Erreichen der 440-m-Sohle, Erschließung neuer Gangmittel.Steigerung der Jahresförderung von 20.000 auf bis zu 70.000 Tonnen bis 1913.Erweiterung der Tagesanlagen zur Anpassung an die gestiegene Fördermenge.
  • 1922/23: Bau neuer Aufbereitungs- und Röstanlagen.

    • Verbesserung des Erzgehalts (Eisen: von 30–32 % auf ca. 50 %, Mangan: von 6 % auf ca. 10 %).

    • Reduzierung des Gewichts um etwa ein Drittel – Kostenvorteil im Weitertransport.

  • Untersuchung der Malscheidstörung – eine bedeutende tektonische Gangverschiebung von 240 Metern, die San Fernando geologisch bekannt machte.

  • 1928: Inbetriebnahme des neuen Schachtes II:

    • Schacht I hatte seine technische Leistungsgrenze auf der 600-m-Sohle erreicht.

    • Schacht II wird mit 4,20 m Durchmesser, 1002 m Tiefe, Ziegelmauerwerk und Stahlträgern solide ausgebaut.

  • Diese Phase wird im Text kaum direkt behandelt, wahrscheinlich lief der Betrieb stabil weiter, u. a. gestützt durch den zunehmenden Rüstungsbedarf im Nationalsozialismus.
  • Eine detaillierte Beschreibung dieser Jahre fehlt, der Fokus liegt auf Vor- und Nachkriegszeit.

Nach 1950: Beginn umfassender Rationalisierungsmaßnahmen:

  • Mechanisierung unter Tage,
  • Modernisierung der Aufbereitungs- und Röstanlagen.
  • Langfristige ökologische Auswirkungen durch Röstabgase (später Rückkehr der Vegetation).
  •  

San Fernando wird mit Grube Wolf in einen Verbundbetrieb überführt.

Planung eines Anschlusses an die Grube Große Burg (Altenseelbach):

  • Vortrieb einer Verbindung auf der 600-m-Sohle,
  • 1960: Projekt wird nach 1,5 km Vortrieb abgebrochen, da andere Schachtanlagen wirtschaftlich günstiger erscheinen.
  • Gegen Ende der 1950er Jahre erreicht die Förderung ihren Höhepunkt mit bis zu 200.000 Tonnen pro Jahr.
  • Internationale Konkurrenz und sinkende Erzpreise führen zu zunehmendem Kostendruck.
  • 14. Februar 1962: Letzte Förderschicht auf der Grube San Fernando.
  • Insgesamt wurden in über 100 Jahren rund 6 Millionen Tonnen Roherz gefördert.

Beginn 1855  Ende 1962

Abbau über Verbund mit Füsseberg-Friedrich Wilhelm noch bis 1965

Teufe   Schacht I  670 m     Schacht II 1.002 m   Blindschacht ab der 600 m-Sohle  340 m   erreichte Gesamtteufe 1.026 m

Förderung   Spat- und Brauneisenstein, tlw. auch Kupfererze, Gesamtförderung 6,0 Mio Tonnen

Anmerkungen  bis zu 930 Beschäftigte; ab 1952 Betriebseinheit mit Nachbargrube Wolf

Fenchel, W., Gies, H., Gleichmann, H.-D., Reichenbach, R., u.a. (1985)              Sammelwerk Deutsche Eisenerzlagerstätten,  Die Sideriterzgänge im Siegerland-Wied-Distrikt, Geologisches Jahrbuch Reihe D Heft 77, Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart        

Gleichmann H.-D, (1994) Der Füsseberg,  Verlag Höpner und Göttert, Siegen 

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