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Bergbau- und Hüttenwesen in Herdorf

Die Grube Bollnbach

Die Grube Bollnbach war über viele Jahrzehnte hinweg eine der bedeutendsten Erzgruben in Herdorf und im gesamten Revier Daaden–Kirchen. Ihre Ursprünge reichen bis ins frühe 18. Jahrhundert zurück, und mit einer geschätzten Gesamtförderung von 4,1 Millionen Tonnen Roherz spielte sie eine zentrale Rolle in der Montangeschichte der Region. In ihrer Blütezeit war Bollnbach nicht nur führend in der Förderstatistik, sondern auch mit rund 800 Beschäftigten der größte Arbeitgeber der Stadt Herdorf. Trotz technischer Fortschritte und mehrerer Schachtanlagen führten geologische Probleme und abnehmende Erzvorkommen schließlich zur Einstellung des Betriebs im Jahr 1927. Bis heute erinnert das erhaltene Fördermaschinenhaus an die industrielle Vergangenheit dieser traditionsreichen Grube.

  • Vor 1746: Bereits bestehender Bergbau, bezeichnet als „altes Kupferwerk“ an der Stelle des späteren Bollnbach – Beleg durch Belehnungsurkunde von 1746.

  • 1714: Erste urkundlich belegte Belehnung der Rothezecher Gewerkschaft im westlichen Teil des Gangzugs.

  • Weitere frühe Gruben und Felder: „Tiefer Bollnbach“, „Habakuk“, „Junge Veronica“, „Felsenstein“ u. v. a., deren Bedeutung jedoch gering blieb.

  • Der Tiefen Stollen wird ab 1746 angelegt – Bauzeit: 33 Jahre.

  • Um 1790: Errichtung eines Zechenhauses und Förderstegs über die Heller.

  • 1791: Nachweis über Beschäftigung von 11 Arbeitern – Schwerpunkt liegt noch im Tagebau.

  • 1792: Beginn des Tiefbaus im Stollen.

  • 1796–1810: Kooperation mit der Gewerkschaft „Tiefer Bollnbach“ – Vereinbarungen zur Mitnutzung und gegenseitiger Förderung.

  • 1827: Bau einer Kunstanlage zur Wasserhaltung, jedoch sehr störanfällig.

  • Um 1830: Mehrheitliche Übernahme der Grube durch die Unternehmerfamilie Stein aus Kirchen.

  • 1866: Beginn des Dampfmaschinenbetriebs, zunächst mit Teufe von 40 m.

  • 1872: Krupp erwirbt die Grube.

  • 1879: Schacht erreicht 157 m-Sohle, wird wegen Gesteinsinstabilität mit eiserner Zimmerung versehen – Schachteinsturz 1880, Nutzung nur bis 120 m-Sohle möglich.

  • 1880: Neuer Schacht (nahe heutiger Tennisanlage) wird abgeteuft, später bis 477 m-Sohle.

  • 1899: Bau einer neuen Röstanlage und Einrichtung eines Gleisanschlusses zum Bahnhof Herdorf.

  • 1900: Jahresförderung: 88.000 Tonnen (1880: ca. 20.000 Tonnen).

  • 1900–1907: Bau eines dritten Schachts beim heutigen Maschinenhaus – nochmals deutliche Produktionssteigerung.

  • 1913: Förderrekord mit 174.000 Tonnen Roherz; ca. 800 Beschäftigte.

  • Nach 1913: Rückgang der Erzgehalte in der Tiefe.

  • Untersuchung neuer Felder:

    • 357 m-Sohle in Richtung Grube Heinrichsglück – ohne Erfolg.

    • Versuch zur Grube Neues Glück über 477 m-Sohle – ebenfalls negativ.

    • Auf der 550 m-Sohle sollte der Hollertszug erreicht werden, Arbeiten wurden jedoch eingestellt.

  • Auf 17 Sohlen bis 630 m Teufe abgebaut.

  • Weitere Sohlen (670 und 770 m) angelegt, aber ohne bauwürdige Mittel.

  • 1926: Grubenbetrieb weitgehend eingestellt.

  • Februar 1927: Endgültige Betriebseinstellung.

  • Die Gangflächen wurden zur Tiefe hin immer kleiner (von 2000 m² → 100 m²).

  • Einziges erhaltenes Zeugnis: Fördermaschinenhaus aus rotem Backstein, heute als Wohnhaus genutzt.

  • Zahlreiche Pingen im Gelände erinnern an die bergbauliche Vergangenheit.

Beginn 1746    Ende 1927

schon früherer Abbau auf Kupfererze ohne nähere Zeitangabe belegt, ebenso auf Eisenerz im näheren Umfeld z. B. Rothezeche ab 1714

Teufe  Alter Schacht 186m     Schacht I  532 m     Schacht II 816 m     Blindschacht ab der 620 m-Sohle

Alter Schacht 1880 teilweise eingestürzt.

Förderung   Spat- und Brauneisenstein, tlw. auch Kupfererze,  Gesamtförderung 4,1 Mio Tonnen

Anmerkungen  bis zu 800 Beschäftigte; 1909 Übernahme der Nachgrube Stahlert

Die vom preußischen Ministerium für Handel und Gewerbe herausgegebene „Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salinenwesen im preussischen Staate“ enthielt für die einzelnen Jahre kurze Anmerkungen zum Bergbaubetrieb in den jeweiligen Bergamtsbezirken. Die Anmerkungen über die Grube Bollnbach sind hier aufgelistet.

Fenchel, W., Gies, H., Gleichmann, H.-D., Reichenbach, R., u.a. (1985)  Sammelwerk Deutsche Eisenerzlagerstätten,  Die Sideriterzgänge im Siegerland-Wied-Distrikt, Geologisches Jahrbuch Reihe D Heft 77, Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart

Gleichmann H.-D, (1996)  Die Gruben Bollenbach und Stahlert,  Eigenverlag, Alsdorf/Sieg

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