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Bergbau- und Hüttenwesen in Herdorf

Die Grube Hollertszug

Die Grube Hollertszug war ein bedeutendes Eisenerzbergwerk nördlich von Herdorf-Dermbach, das sich durch eine lange und vielschichtige Geschichte auszeichnet. Bereits im späten Mittelalter wurde im Bereich des späteren Hollertszugs Eisenerz gewonnen, wie eindrucksvolle Pingenzüge bis heute belegen. Durch den Zusammenschluss zahlreicher kleiner Gewerkschaften zu einem großen Bergwerk entwickelte sich der Hollertszug im 18. und 19. Jahrhundert zu einem anerkannten Förderbetrieb im Siegerland. Besonders hervorzuheben ist der Einsatz modernster Technik: Der Hollertszug war der erste voll elektrifizierte Bergwerksbetrieb der Region. Dennoch konnte das Vorkommen in der Tiefe nicht die anfangs hohen Erwartungen erfüllen. Im Jahr 1910 wurde der Betrieb nach rund 1,3 Millionen Tonnen Roherzförderung endgültig eingestellt.

  • Vor 1471: Erste Hinweise auf Bergbauaktivitäten; 1471 wird eine Hütte in Dermbach erwähnt – Rückschluss auf frühe Erzverhüttung.

  • Früher Abbau: Über Pingen, Gesenke und Tagesschächte, zunächst vermutlich ohne technische Hilfsmittel.

  • Erste Stollen dienten primär der Bewetterung und Wasserlösung, nicht der Förderung.

  • 1726: Anlage des „Herrschaftlichen Stollens“ (später Alexanderstollen), Länge ca. 390 m.

  • Um 1730: Anlage des Eueler Stollens (später Friedrichstollen).

  • Früheste bekannte Stollen: „Alt Hollerter Stöllgen“ → später als Regulatusstollen wieder aufgewältigt.

  • Ab 1780: Anlage des Tiefen Erbstollens (Hüttengewerker Stollen), finanziert von Hüttenbetreibern der Region.

  • 1792: Veröffentlichung eines Fachartikels im Bergmännischen Journal über den Hollertszug → weckt Fachinteresse.

  • Ein Seigerriss von 1792 zeigt bereits 10 Grubenfelder, die unter dem Namen Hollertszug zusammengefasst sind.

  • 1794: Besuch von Alexander von Humboldt, der Sicherheitsmängel kritisiert und Verbesserungen vorschlägt.

  • 1803: Nach über 20 Jahren Bauzeit erreicht der Tiefe Erbstollen die Gangmittel → hochwertige Erzführung gefunden.

  • 1815: Grafschaft Sayn-Altenkirchen fällt an Preußen → Interesse an der Nutzung inländischer Rohstoffe wächst.

  • 1816: Zusammenschluss der Einzelgewerkschaften zur Grube Hollertszug.

  • 1820–1863: Bau des Tiefen Königsstollens von Herdorf aus, 1.822 m Länge, 43 Jahre Bauzeit.

    • Sohle lag 76 m unter dem alten Erbstollen.

    • Neue Gangmittel wurden östlich (620 m) und westlich (800 m) des Stollens erschlossen.

  • 1863: Abschluss des Stollenvortriebs → Basis für weitere Förderung.

  • Um 1860: Regionale Umstellung auf dampfmaschinenbetriebenen Tiefbau.

  • Hollertszug bleibt zunächst bei Stollenbetrieb, andere Gruben ziehen in der Förderung davon.

  • 1890: Beginn des Tiefbaus auch auf Hollertszug: Bau eines Blindschachts (Tiefe: 240 m), ca. 1.750 m vom Mundloch entfernt.

  • Einrichtung eines eigenen Kraftwerks über Tage → Erzeugung von 450 V Gleichstrom.

  • Bau einer elektrischen Grubenbahn mit Elektroloks zur Förderung zur Aufbereitung/Röstöfen.

  • → Hollertszug wird der erste voll elektrifizierte Bergwerksbetrieb des Siegerlands.

  • 1900: Höchstförderung mit 50.030 Tonnen, ca. 300 Beschäftigte.

  • Trotz technischer Erfolge: Die Lagerstätte war kleiner als erhofft, bauwürdige Mittel nahmen rasch ab.

  • 1910: Endgültige Stilllegung der Grube.

  • Gesamterzförderung: ca. 1,3 Millionen Tonnen Roherz.

Beginn 15./16. Jhd.    Ende 1910

Teufe  Blindschacht im Königsstollen 240 m    früherer Abbau über Pingen, Tagesschächte und zahlr. Stollen

Förderung   Spat- und Brauneisenstein, auch Kupfererze und geringfügig Koblat,  Gesamtförderung 1,3 Mio Tonnen

Anmerkungen  Königsstollen (1820-1910) bi szu 300 Beschäftigte; ursprünglich viele Einzelgruben; Schweinskopf, Unterster Pferdstall, Oberster Pferdstall, Euel, Mittelberg, Junge Hollert, Alte Hollert, Einigkeit, Hünerhort, Kircher & Offhäuser, Königsstollen; ab 1816 Konsolidationen der Einzelgruben

Gleichmann, H. D., Gleichmann, J. (1983): Der Hollerter Zug – ein wichtiges Eisensteinwerk im Siegerland in: DER ANSCHNITT 35, 1983, S.12-21

Gotthardt, A. (2004)    Das Eisenerzbergwerk Hollertszug und sein Tiefer Königsstollen, Herdorf,  Eigenverlag

Cramer, L.W.,  (1805): Vollständige Beschreibung des Berg-, Hütten- und Hammerwesens in den nassau-usingischen Landen, Frankfurt

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